Flusslauf bei Havre St. Pierre auf dem Weg nach Mingan

Knapp 800km liegen zwischen Alma am Lac Saint Jean und Mingan. Nein, wir haben sie nicht in einem Stück runtergerissen. Was wir unterwegs erlebt haben, erfahrt ihr an anderer Stelle. Aber eines kann ich vorweg schon sagen, das Archipel stand nicht umsonst ganz oben auf unserer Quebec- bucket -list!

Das Mingan-Arichpel oder das Paradies am Ende der Straße

Dieses kleine Fleckchen Erde, ganz im Osten der Provinz, am Nordufer des Sankt Lorenz hat uns vom ersten Augenblick an verzaubert. Schon der Weg dorthin war traumhaft. Man könnte fast sagen, der Weg war das Ziel. Doch die Eindrücke wurden getoppt.

In wenigen Worten das Archipel zu beschreiben, ist einfach und doch wird es ihm nicht gerecht: ABGESCHIEDENHEIT – INTAKTE NATUR – RAUHE WILDHEIT – KARGHEIT – ARTENVIELFALT – TRAUMHAFT – DARF AUF EINER OSTKANADA RUNDREISE NICHT FEHLEN !

Wohnwagen auf dem Campingplatz

Wohnwagen auf dem Campingplatz

Campingplatz „La Minganie“

Wir kamen spät an, trotz allem hatte sich der Besitzer die Zeit genommen uns herumzuführen, alles in Ruhe zu erklären und kam auf eine Extrarunde mit Holz für den Abend.

Die Mädels waren begeistert vom Interieur (es gab einen kleinen Fernseher) und wir von der Lage, dem Ambiente und vor allem es endlich geschafft zu haben. Hier oben im Norden, wo der Wind rauer weht und auch im Sommer die Nachttemperaturen gen Null sinken können, haben wir auf unser Zelt verzichtet. Wir haben uns einen feststehenden Wohnwagen gemietet. Eine weise Entscheidung, die Heizung lief des Nächtens!

ich am Abend beim entspannen

ich am Abend beim entspannen

Sonnenuntergang auf dem Campingplatz

Insel im Golf des Sankt Lorenz bei Sonnenuntergang in Nebel gehüllt

Wir haben unsere Ankunft in vollen Zügen genossen. Die eine schlief, die andere schaute französisches Fernsehen und wir haben dem jammern des Windes und dem Rauschen des Wassers gelauscht! Ein perfekter Tagesabschluss!

Tagesausflug auf die île aux Perroquets & île Nue de Mingan

Der Campingplatz ist in Familienhand und es werden auch Bootstouren zu einigen der Inseln im Archipel angeboten. Keine Frage also, dass wir eine gebucht haben! Ziel waren die Inseln „île aux Perroquets“ & „île Nue de Mingan“ – Insel der Papageientaucher und die nackte, die karge Insel!

Natur ist das was vorherrscht, was uns beherrscht und nicht anders herum! Diesem Fakt zu verdanken hatten wir, dass unser Ausflug am ersten Tag gecancelt wurde – das Wasser war zu ungestüm. Wir blieben an Land, sammelten Steine und bauten Sandburgen.

Am nächsten Morgen wurde unsere Geduld belohnt und es ging volle Kraft voraus.

Boot des Tourenveranstalters

Mit dem Boot auf dem Weg zu den Inseln

île aux Perroquets

Die Bootstour startete gegen 8 Uhr morgens bei strahlendem Sonnenschein. Bevor es über den schwimmenden Steg aufs Motorboot ging, wurden wir mit Schwimmwesten bzw. Jacken mit integrierten Westen versorgt. Für mich gab´s die in XXL, damit little J in ihrer Trage mit drunter passte.

schwebender Bootssteg

schwebender Bootssteg in Mingan

Kaum das alle an Bord waren ging sie auch schon los die wilde Fahrt. Die Gischt spritzte uns ins Gesicht, die Sonne lachte und wir waren froh hier zu sein. Eine Wildwasserfahrt vom Feinsten. Vorbei an einer kleinen Insel die eine riesige Robbenkolonie beherbergt, welche gerade dabei war sich bereit zu machen, um abzutauchen. Was für ein Spektakel. Knapp 100 Robben bewegten sich langsam auf das Wasser zu. Nie zu vor hatten wir so etwas gesehen! Gigantisch! Nur ein Trio ließ sich etwas Zeit.

Robben am Strand im Mingan Archipel

Robben am Strand im Mingan Archipel

Langsam tuckerten wir vorbei und näherten uns der île aux Perroquets. Ich muss ja zugeben, dass ich von Papageientauchern zuvor nie gehört hatte. Jetzt finde ich sie super süß und wann immer ich von ihnen höre, denke ich zurück!

Anfahrt auf die ile aux Perroquetes

Anfahrt auf die ile aux Perroquetes

Auf der Insel befindet sich, gleich hinter dem Anleger, eine Hütte welche als Sommerresidenz für Forscher und Parkranger dient. Hier bekommt man alle Informationen die man braucht. Über die Insel führt ein Rundweg. Vorbei am Leuchtturm, der bereits 1888 errichtet wurde. Auf der Gegenüberliegenden Seite gibt es ein kleines Museum. Zwischen drin, laden schaukelnde Sitzbänke und „typisch“ kanadische Holzstühle zum Verweilen und Genießen ein.

Leuchtturm der ile aux Perroquets

Leuchtturm der ile aux Perroquets

Das Highlight haben wir uns für den Schluss aufgehoben, die Felsen in denen die Papageientaucher ihre Nester bauen. Unglaublich wie viele dieser lustigen Vögel es dort gibt! Ein Naturschauspiel sondergleichen.

Papageientaucher auf dem Felsvorsprung

Papageientaucher auf dem Felsvorsprung

Bevor es zurück zum Boot ging, wurde das Häuschen mit der gelben Tür für gewisse Bedürfnisse noch in Augenschein genommen.

Das Häuschen für besondere Bedürfnisse

Das Häuschen für besondere Bedürfnisse

île Nue de Mingan

Die Nackte, die Karge, die Öde macht ihrem Namen alle Ehre und doch kommt sie einem gar nicht so vor. Die besticht durch ihre Monolithen, Fossilienabdrücke in den Gesteinen, Stillleben am Strand, grüne Wiesen und Wasserpflanzen.

Monolithen île Nue

Monolithen auf der île Nue

Am Ende der geführten Tour konnten wir uns noch am Kamin der Schutzhütte aufwärmen, bevor uns die Kapitäne noch ein ganz besonderes Schmankerl anboten – Fangfrische Seeigel. Als Meeresfrüchte-Liebhaber war es schwer nein zu sagen. Dieser Geschmack ist wie Freiheit probieren – ein bisschen Fisch mit Ozean.

fangfrischer Seeigel

fangfrischer Seeigel auf der île Nue

Das Salz immer noch auf den Lippen ging es zurück Richtung Festland. Glücklich, überwältigt und immer noch total aufgedreht.

Wir auf dem Rückweg zum Festland

Wir auf dem Rückweg zum Festland

Das Gesicht rot gefärbt von der Sonne und die Finger steif vor Kälte, aber überglücklich.

5 Tipps für einen gelungenen Besuch

  1. Packt Handschuhe, Mütze, Schal ein – der Wind auf dem Boot ist eisig!
  2. Tragt eine extra Schicht Sonnencreme auf, die Sonne hat eine enorme Kraft!
  3. Bucht einen Wohnwagen, wenn ihr nicht schon mit einem unterwegs seit. Die Nächte sind kalt!
  4. Nehmt die erste Tour am Morgen, gegen Mittag schlägt das Wetter oft um!
  5. Plant mehr als zwei Nächte ein, es gibt sooo viel zu entdecken!

Fakten zum Paradies am Ende der Straße

Warum ich es das Paradies am Ende der Straße nenne? Weil es das fast wortwörtlich ist. Nur gut 230km weiter, in Kegaska, endet die Straße. Hier sollte das Ende unserer Tour sein, aber Pläne müssen manchmal eben geändert werden. Die restlichen 400km bis Neufundland & Labrador lassen sich nur per pedes und mit dem Boot bestreiten.

Paradies ist ganz leicht zu erklären – es ist ein Paradies. Zumindest für alle die Natur lieben.

Das Archipel umfasst ca. 40 Inseln. Ist das zu Hause von mehr als 1000 Innu, welche von jeher die Region besiedelten. Auf einigen der Inseln kann man Naturcamping machen oder sogar in einem der alten Häuser schlafen. Neun Walarten tummeln sich in den Gewässern, Robben bevölkern ganze Inseln und unberührter kann Natur kaum sein.

Strand am Camping de la Minganie

Strand am Camping de la Minganie

Und ganz nebenbei, kaum einer kennt dieses Fleckchen Erde, nicht mal in Quebec und noch weniger Menschen verirren sich hierher!

Hier weg zu fahren viel uns wirklich schwer, aber ein Treffen mit Freunden auf der Halbinsel Gaspésie hat uns dann noch abreisen lassen.

Eure Ulrike